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Schleswig-Holsteinische Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (SHGZMK) gegr. 1950

Geschichte der Gesellschaft

Das heutige Bundesland Schleswig-Holstein entstand aus der gleichnamigen preußischen Provinz, die 1864 nach dem deutsch-dänischen Krieg geschaffen wurde. Schon 11 Jahre später gründete sich der „Verein Schleswig-Holsteinischer Zahnärzte“, der dann durch die Nationalsozialisten aufgelöst wurde.

Die erste Anregung zur Gründung unserer Gesellschaft geht zurück auf das Jahr 1949. Sie ergab sich im Lauf des Zahnärztetages in Wiesbaden, der ersten Zusammenkunft der deutschen Zahnärzte nach dem Kriegsende. Bei dieser Tagung, die im Juli 1949, wenige Wochen nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes stattgefunden hat, bot sich die Möglichkeit, das Wiederaufleben der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) mit der Werbung von Mitgliedern in die Wege zu leiten.

Am Ende der Tagung umfasste die Mitgliederliste jedoch wenig mehr als 250 Namen – ein winziger Bruchteil der früheren Mitgliederzahl. Es  schien notwendig, zur Förderung der Deutschen Gesellschaft regionale Kräfte einzusetzen. Die Kieler Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, die damals in Wiesbaden mit zwei Professoren vertreten war, übernahm diese Aufgabe für das Land Schleswig-Holstein, wobei mit Herrn Prof. Dr. Hermann Euler, dem langjährigen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft, die Gründung einer Tochtergesellschaft mit Sitz in Kiel in allen Einzelheiten abgesprochen worden war.

In Kiel waren die Voraussetzungen für die Gründung einer neuen wissenschaftlichen Gesellschaft wegen der prekären wirtschaftlichen Situation knapp ein Jahr nach der Währungsreform zunächst nicht günstig. Seit 1948 existierte aber an der Universität ein „Lehr- und Forschungsinstitut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“, das die Landesregierung auf Antrag der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel gegründet hatte.

Die „Zahnklinik“ hatte sich seitdem darum bemüht, durch wissenschaftliche Veranstaltungen mit Vorträgen und Demonstrationen bei den vielfach überlasteten Praktikern das Interesse an der Vermittlung neuer Forschungsergebnisse zu fördern. Diese Bemühungen der Zahnklinik wurden durch die Landeszahnärztekammer hilfreich mit Mitteln für die Fortbildung unterstützt. Im Jahre 1950 ist es dann gelungen, mit einem Stamm von 150 Mitgliedern und dem Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. Heinrich Hammer (Abb. 1) die neue „Schleswig-Holsteinische Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ mit einem Kassenbestand von 3.000,- DM offiziell zu gründen. Die Gründungsurkunde auf Grund der Eintragung in das Vereinsregister beim Kieler Amtsgericht datiert vom 16. Mai 1951.

Die Satzung stimmte im Wesentlichen überein mit der damals gültigen Satzung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, deren korporatives Mitglied unsere Gesellschaft mit ihrer Gründung geworden war. Die Satzung verpflichtet zur Förderung der Forschung, zur Veranstaltung wissenschaftlicher Tagungen und zur Abhaltung von Vorträgen und Kursen zum Zweck der Fortbildung auf dem Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

Fortbildung und Jahrestagungen

In Heft 21 von 1950 berichteten die „Zahnärztlichen Mitteilungen“ von der ersten Tagung der SHGZMK, die vom 9.-10. September 1950 in Kiel stattfand. Der Vorsitzende Prof. Hammer wies darauf hin, dass nur die wissenschaftliche Arbeit verbunden mit der praktischen Tätigkeit und  ärztlichem Denken zum Erfolg führen könne. Er verurteilte eine rein technische Ausübung in der Zahnmedizin.

Die Zahl der Mitglieder stieg von anfangs 150 kontinuierlich an. Sie betrug 1960 schon 500 und 1970 war sie auf 750 Mitglieder gestiegen. Heute, nach 58 Jahren umfasst die Gesellschaft ca. 880 Mitglieder, mehrheitlich Zahnärzte in Schleswig-Holstein.

Bis zum Jahre 1959 hat die Gesellschaft im Auftrage der Zahnärztekammer die gesamte Fortbildung ausgerichtet. Die Chronik berichtet von umfangreichen Aktivitäten, die vor allem von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Kieler Zahnklinik getragen wurden und die sich besonders auch auf mannigfache praktische Kurse erstreckten. Von dieser unmittelbar der Praxis dienenden Fortbildungstätigkeit wurde 1959 die Gesellschaft entlastet, nachdem die Zahnärztekammer die Fortbildung in ihre Regie nahm. 

Seitdem erfährt die jeweils im Oktober abgehaltene Jahrestagung mit vorwiegend wissenschaftlichem Charakter ihre sinnvolle Ergänzung durch eine praxisnahe, von der Zahnärztekammer alljährlich vor Pfingsten ausgerichtete Fortbildungsveranstaltung in Westerland auf der Insel Sylt. Die harmonische Kooperation beider Institutionen der schleswig-holsteinischen Zahnärzteschaft dokumentiert sich sowohl in den angebotenen, sich ergänzenden Programmen als auch darin, dass der jeweilige Kammerpräsident stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft war.

Auf den Jahrestagungen der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden  aktuelle Probleme aus dem gesamten Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde verhandelt, die neben zusammenfassenden Berichten entsprechender Kapazitäten über den jeweiligen Stand der Forschung einer Fachdisziplin informieren. Große Aufmerksamkeit widmet die Gesellschaft dem wissenschaftlichen Nachwuchs, der sich ihr mit Kurzvorträgen über die speziellen Arbeitsgebiete vor- und zur Diskussion stellt.

Die Kontaktpflege mit den anderen deutschen wissenschaftlichen Gesellschaften ist der Schleswig-Holsteinischen Tochter der „Deutschen“ ein besonderes Anliegen. Dafür zeugen Gemeinschaftstagungen, die z.B. mit der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie, der Deutschen ARPA und der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde abgehalten wurden sowie – last not least – die Gemeinschaftstagung mit der DGZMK anlässlich des 25. Jubiläums der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft 1975 in Kiel.

Die Vorsitzenden der Gesellschaft

Charakter und Ansehen der Gesellschaft wurden vor allem durch die jeweiligen Vorsitzenden geprägt. Prof. Hammer war von der Gründung an bis zu seiner Emeritierung 1960 Vorsitzender. Prof. Dr. Dr. Theo Spreter von Kreudenstein (Abb. 2), der bis dahin als Schriftführer der Gesellschaft tätig war, trat seine Nachfolge an und richtete insgesamt 16 Tagungen aus. Besonders seinem unermüdlichen, beispielgebenden Engagement ist es zu verdanken, dass die schleswig-holsteinische Zahnärzteschaft sich schon in dieser Zeit durch ein wissenschaftlich fundiertes Basiswesen auszeichnete, das sie in die Lage versetzte, ihre fachliche Arbeit selbstkritisch zu überdenken.

Die Gesellschaft zeigte ihre Verbundenheit mit der neu errichteten Medizinischen Hochschule in Lübeck, indem sie den dortigen Ordinarius für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Prof. Dr. Dr. Wolfgang Hoppe (Abb. 3) als Nachfolger von Prof. Spreter von Kreudenstein, der 1976 emeritierte, zum  Vorsitzenden wählte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Prof. Spreter v. Kreudenstein von der Mitgliederversammlung zum Ehrenpräsidenten gewählt.

Prof. Hoppe leitete die Gesellschaft 14 Jahre, die ihre Jahrestagungen traditionell weiterhin in Kiel abhielt, um dann in 1990 von Prof. Dr. Dr. Franz Härle (Abb. 4), dem Ordinarius für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Kiel „beerbt“ zu werden. Auch Prof. Härle stand der Gesellschaft 14 Jahre vor und richtete gleich viele Jahrestagungen erfolgreich aus. Seit Oktober 2004 ist Prof. Dr. Matthias Kern (Abb. 5), Ordinarius für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde in Kiel, Vorsitzender der Gesellschaft.

Jahrespreis und Förderung der Forschung und des wissenschaftlichen Austausches

Die traditionsreiche SHGZMK hatte es sich seit dem 25. Jubiläum zur Aufgabe gemacht, durch die Vergabe eines Jahrespreises für die beste eingereichte Arbeit des wissenschaftlichen Nachwuchses Impulse zu setzen, die nicht nur dem Ansehen der Gesellschaft dienen, sondern vor allem das Bemühen um eine wissenschaftliche Breitenwirkung im Sinne der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde signalisieren.

Zu den Aktivitäten der Gesellschaft gehört schließlich die in der Satzung verankerte Verpflichtung zur Förderung der Forschung. Die Gesellschaft ist dieser Verpflichtung nach Maßgabe ihrer finanziellen Möglichkeiten in folgendem Umfang nachgekommen. Seit der Gründung der Gesellschaft wurden umgerechnet über 90.000 Euro Fördergelder ausgezahlt.

Zu korrespondierenden Mitgliedern können Wissenschaftler des In- und Auslandes, die sich um sich um die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde besonders verdient gemacht haben, ernannt werden. Bislang sind dies:
Prof. Dr. Karl Ballenberger, Basel, Dr. Knut Borglin, Malmö, Prof. Dr. Björn Hilding, Malmö, Prof. Dr. A.Ott, Bern, Prof. Dr. Sven Sellmann, Malmö und Prof. Dr. Dr. h.c. Frederico Singer, Meran (seit 1959) sowie Prof. Dr. Benedikt Maeglin, Basel, Prof. Dr. Yngve Ericson, Stockholm, Prof. Dr. Birger Nygaard-Östby, Oslo (seit 1967)

Personen, die sich besondere Verdienste um die Förderung der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde erworben haben, können zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Dies sind bis heute:
Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Axhausen, Berlin (1954), Dr. Carl-Friedrich Hinrichsen, Kiel (1959), Dr. Karl Dohrn, Kiel (1962), Dr. Hans Gang, Rendsburg (1962), Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Hammer, Kiel (1962), Dr. Theodor Thoring, Kiel (1962), Prof. Dr. Franz Klose, Kiel (1967), Prof. Dr. Dr. Theo Spreter von Kreudenstein (1976) und Dr. Horst Bremer, Kiel (1990).


Aktuelle Entwicklung

Entwicklungen auf allen Gebieten der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde haben gravierend neue Akzente im Bereich der Fortbildung und der Vermittlung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gesetzt. Für nahezu jedes Fachgebiet hat sich eine eigenständige Organisation gegründet und es werden eigenständige Fortbildungsveranstaltungen und Tagungen angeboten.
In dieser Zeit bietet die Schleswig-Holsteinische Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde weiterhin jährlich eine hochwertige Tagung jeweils zu Schwerpunktthemen aus dem gesamten Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an, die trotz der Konkurrenz hohe Teilnehmerzahlen aufweisen. Dies belegt die Attraktivität der Jahrestagung gerade auch für die niedergelassenen Kollegen in Schleswig-Holstein. Die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein ist seit einigen Jahren Mitveranstalter der Jahrestagung und unterstützt diese dankenswerterweise logistisch und finanziell.

Ziel der SHGZMK ist die jetzt schon hohe Mitgliederzahl der Gesellschaft – immerhin  sind fast 40% aller aktiven Zahnärztinnen und Zahnärzte in Schleswig-Holstein schon Mitglied in der Gesellschaft – noch weiter zu steigern und schon bald das 1.000 Mitglied der SHGZK begrüßen zu dürfen. Der attraktive Kombimitgliedsbeitrag zugleich auch zur Mitgliedschaft in unserer Muttergesellschaft, der DGZMK, könnte helfen, dieses Ziel bald zu erreichen.
Aktuelle Informationen bietet die Homepage der Gesellschaft unter www.shgzmk.de.


Prof. Dr. Klaus Bößmann
Schrift- u. Kassenführer von 1990 bis 2010

(2008)